Mädels, sie brauchen Mädels! (Quelle: Nordkurier vom 09.03.2016 juw)
Als Annika Dittmann vor ein paar Jahren nach Röbel zog, fand sie in der Müritzstadt ihre große Liebe, eine neue Heimat, viele Freunde und eine berufliche Perspektive. Doch etwas fehlte da noch. Und auch heute werden noch Mitstreiterinnen gesucht.
Dem runden Leder wird in Röbel schon seit Jahrzehnten hinterher gejagt. Doch meist waren es die Herren der Schöpfung, die sich dem Fußball widmeten. So war es auch lange beim PSV Röbel-Müritz. Bis eine junge Dame in die Müritzstadt zog, die den grünen Rasen nicht mehr allein den Männern überlassen wollte. Annika Dittmann hatte es der Liebe wegen im Jahr 2012 nach Röbel verschlagen, wo sie als ausgebildete Altenpflegerin auch beruflich in der Umgebung der Diakonie eine neue Heimat fand. Doch eines fehlte ihr: “Ich hatte zuvor in Niedersachsen gewohnt und beim ASV Faßberg in einer Frauenfußballmannschaft gespielt. Deshalb suchte ich in Röbel auch nach einem weiblichen Kicker-Team. Das gab es aber noch nicht“, erzählt sie. Und das ging ja nun mal gar nicht für die engagierte Sportlerin. Sie fragte einfach bei Christian Prasser nach – der heute Vereinsvorsitzender des PSV Röbel-Müritz ist – und der war sofort begeistert von der Idee, auch Frauenfußball im Traditionsverein anzubieten. Und da Annika Dittmann ja vom Fach war, trommelte sie zehn bis zwölf Frauen zusammen, die sich von nun an regelmäßig auf dem Friesensportplatz zum Training trafen. Erst gab sie selbst ihre Erfahrungen weiter, dann halfen auch Kay Lampe und Matthias Karge aus der ersten Männermannschaft als Trainer. Später wurde dann Nito Filipe Chef-Coach des Frauenteams. In der ersten Zeit wurde nur trainiert und Freundschaftsspiele absolviert. Aber natürlich wollten die PSV-Damen auch in den Punktspielbetrieb mit eingreifen. Im Jahr 2014 war es dann soweit, und die Saison im September begann gleich mit einem 4:2-Sieg über den SV Brunn. Allerdings ging es danach nicht so erfolgreich weiter. Teilweise hagelte es sogar zweistellige Niederlagen, so dass es am Ende der vorletzte Platz in der Kreisliga wurde. Das tat der Stimmung im Team aber keinen Abbruch. “Bei uns geht es um Spaß und um das Miteinander. So können auch jederzeit blutige Anfänger bei uns mitmachen“, wirbt Annika Dittmann um neue Mitspielerinnen. So gibt es auch in dieser Saison das machbare Ziel, sich stetig zu verbessern. Und das klappt! Zwar gab es bisher auch in dieser Saison mehr Niederlagen als Siege, aber zweistellige Pleiten sind Vergangenheit. Sie selbst musste einige Zeit aussetzen, da nach dem sechsjährigen Fynn und dem zweijährigen Jamie auch noch Lotta vor einem Jahr das Licht der Welt erblicken wollte. Auch wenn die Beziehung zum Vater ihrer Kinder inzwischen in die Brüche ging und sie oft mit den drei Kleinen allein zurechtkommen muss, bleibt Annika Dittmann dem runden Leder treu. “Die Kinder kommen soweit es geht immer mit. Nur manchmal muss eine Freundin einspringen und der Papa kümmert sich ja auch noch um die Kleinen. Es ist oft nicht einfach, beides unter einen Hut zu bringen, aber es ist machbar“, sagt Annika Dittmann, die auch die Frauenfußballabteilung leitet. Dabei wird sie von Co-Trainer Florian Meyl unterstützt, der zwar bereits als Manager des PSV mit den organisatorischen Fragen rund um die beiden Herrenmannschaften voll gefordert ist und nun sogar in der Vorstand gewählt wurde. Zukünftig wird er aber auch beim Frauenteam eine größere Rolle spielen. Der Grund dafür ist, dass der Cheftrainer Christian Richter sich beruflich verändert hat und nicht mehr ganz so viel Zeit wie bisher für den PSV aufbringen kann. Florian Meyl sucht daher noch weitere Mitstreiter. “Wir würden uns sowohl über neue motivierte Spielerinnen ab 15 Jahren freuen als auch über Männer und Frauen, die das Team anderweitig unterstützen möchten“, sagt er. “Die können sich beim Training direkt an uns wenden oder sich unter der Telefonnummer 01747671489 bei mir melden“ ergänzt Annika Dittmann. Trainiert wird übrigens am Mittwoch ab 18.30 Uhr und am Freitag ab 18.00 Uhr auf dem Friesensportplatz. Und wenn der Chefcoach nicht kann, ist Florian Meyl zur Stelle, dem das Training mit den Mädels auch Spaß macht. “Florian ist ja erst seit Saisonbeginn Co-Trainer bei uns, macht das aber super und hat die Mannschaft, zu der jetzt 22 Frauen gehören, schon überzeugt“, lobt Dittmann, die als Abteilungsleiterin natürlich auch den weiblichen Nachwuchs im Blick hat. “Bisher spielen ja die jüngeren Mädchen bei den Jungen mit. Aber wenn es mehr werden, brauchen wir auch da Übungsleiter. So überlegt zum Beispiel unsere Spielerin Anika Kuchenbecker, ob sie vielleicht den Übungsleiterschein erwerben könnte“, sagt sie. Dass ihr eigener Sohn Fynn schon längst in der Trainingsgruppe der F-Junioren von Sylke Fendt mitkickt, versteht sich fast von selbst. Und auch sonst wird klar, dass Annika Dittmann den Frauenfußball nicht nur nach Röbel gebracht hat, sondern sie auch gar nicht daran denkt, zukünftig darauf zu verzichten. Gut für sie und natürlich für den PSV Röbel-Müritz.
Die Fußball-Frauenmannschaft des PSV Röbel-Müritz mit Trainer Christian Richter (links) und Co-Trainer Florian Meyl (rechts). Annika Dittmann (vorne, 3. v. l.) brachte den Ball ins Rollen.